- Antimonverbindungen.
- Antimonverbindungen.Als Element der fünften Hauptgruppe des Periodensystems tritt Antimon in den Wertigkeitsstufen + 3, + 5 und — 3 auf. Bedeutung in Laboratorium und Praxis besitzen außer dem Antimonwasserstoff v. a. die Halogenide und die Verbindungen des Antimons mit Sauerstoff und Schwefel. Die Antimonverbindungen sind den entsprechenden Arsenverbindungen sehr ähnlich, sie sind ebenfalls sehr giftig.Antimonwasserstoff, Stibin, SbH3, ein farbloses, brennbares, übel riechendes, äußerst giftiges Gas, entsteht bei der Einwirkung von Mineralsäuren auf die als Antimonide bezeichneten Verbindungen des Antimons mit Metallen. Leitet man es durch ein an einer Stelle erhitztes Glasrohr, so scheidet sich Antimon als glänzender Antimonspiegel ab, der im Gegensatz zum sehr ähnlichen Arsenspiegel (Marsh-Probe) von Natriumhypochloritlösung nicht aufgelöst wird.Von den Halogeniden werden vorwiegend die Antimonchloride in Chemie und Technik verwendet. Antimontrichlorid, Antimon(III)-chlorid, SbCl3, auch Antimonbutter genannt, wird entweder bei höherer Temperatur aus den Elementen dargestellt, wobei Antimon im Chlorstrom im Überschuss vorliegen muss, oder durch Einwirkung von heißer, konzentrierter Salzsäure auf Antimontrisulfid. Es ist eine weiße, kristalline, sehr weiche Masse (Schmelzpunkt 73 ºC, Siedepunkt 223 ºC), die in Salzsäure und einigen organischen Flüssigkeiten löslich ist. Mit Wasser entsteht aus Antimontrichlorid zunächst ein weißer Niederschlag von Antimonoxidchlorid, SbOCl, das durch längere Einwirkung von Wasser schließlich in Antimontrioxid übergeht. Antimontrichlorid wird als Katalysator für organische Synthesen, als Ätzmittel und zum Beizen und Gerben verwendet. Antimonpentachlorid, Antimon(V)-chlorid, SbCl5, entsteht beim Erhitzen von Antimonpulver in einem Überschuss an Chlorgas oder durch Einwirkung von Chlor auf Antimontrichlorid als farblose, nur unter vermindertem Druck unzersetzt bei etwa 140 ºC siedende Flüssigkeit (Schmelzpunkt 4 ºC), deren Dampf mit steigender Temperatur zunehmend in Antimontrichlorid und Chlor zerfällt. Antimonpentachlorid findet vielfach Verwendung zur Chlorierung organischer Stoffe. - Von den Antimonfluoriden sind Antimontrifluorid, Antimon(III)-fluorid, SbF3 (Schmelzpunkt 292 ºC, sublimiert bei 319 ºC), und Antimonpentafluorid, Antimon(V)-fluorid, SbF5 (Schmelzpunkt 7 ºC, Siedepunkt 149,5 ºC), bekannt. Sie entstehen durch Umsetzung der entsprechenden Antimonchloride mit wasserfreiem Fluorwasserstoff. SbF5 ist eine starke Lewis-Säure und wird vielfach als Katalysator in der präparativen organischen Chemie und als Fluorierungsmittel verwendet.Das Antimontrioxid, Antimon(III)-oxid, Sb2O3, auch Antimonweiß genannt, kommt in der Natur als Senarmontit und Valentinit vor. Es ist ein weißes, in der Hitze gelbes Pulver, das bei 656 ºC schmilzt, bei 1 550 ºC sublimiert. Es löst sich nicht in Wasser und verdünnten Säuren, aber in manchen konzentrierten Säuren, in Weinsäure und in starken Laugen. Im Tierversuch ist Sb2O3 karzinogen. Mit Säuren bildet es Antimonsalze; starken Basen gegenüber verhält es sich als Anhydrid der hypothetischen antimonigen Säure SbO(OH) oder HSbO2 und bildet deren Salze, die Antimonite oder Antimonate(III). Es findet, wie auch das Antimontrichlorid, Verwendung für Flammschutzmittel. Das Antimonpentoxid, Antimon(V)-oxid, Sb2O5, ein blassgelbes, nur wenig lösliches Pulver, entsteht beim Erhitzen von Antimon mit konzentrierter Salpetersäure und ist als Anhydrid der hypothetischen Antimonsäure H[Sb(OH)6] aufzufassen; es rötet in wässriger Aufschlämmung blaues Lackmuspapier und bildet mit Alkalien antimonsaure Salze, die Antimonate(V), z. B. das als Neapelgelb bekannte Bleiantimonat, Pb3(SbO4)2. Das Kaliumhydroxoantimonat, K[Sb(OH)6], dient als Reagens auf Natriumionen, wobei das schwer lösliche Natriumhydroxoantimonat ausfällt. Die beiden Oxide Sb2O3 und Sb2O5 gehen bei starker Erhitzung in Antimontetroxid, Antimon(IV)-oxid, Sb2O4, über, ein weißes Pulver, das drei- und fünfwertiges Antimon enthält.Das Sulfid des dreiwertigen Antimons, Antimontrisulfid, Antimon(III)-sulfid, Sb2S3, kommt in der Natur als Antimonit vor. Durch Fällung aus sauren Antimon(III)-Salzlösungen entsteht Antimontrisulfid als orangerot gefärbter Niederschlag, der durch Erwärmen unter Luftabschluss in eine schwarze Modifikation übergeht. Schwarzes Antimontrisulfid findet Anwendung in der Zündholzfabrikation. Antimonpentasulfid, Antimon(V)-sulfid, Sb2S5, auch Goldschwefel genannt, ist ein orangerotes Pulver, das aus Antimon(V)-Salzlösungen und Schwefelwasserstoff erhältlich ist. Es findet Verwendung als Farbpigment und Vulkanisationshilfsmittel für Kautschuk sowie in der Zündwarenindustrie. Antimonoxidsulfid, Sb2OS2, kommt in der Natur als Kermesit (Rotspießglanz) vor; künstlich hergestelltes Antimonoxidsulfid (Antimonzinnober, Antimonkarmin) wurde früher ähnlich wie Antimonpentasulfid in der Kautschukindustrie verwendet. Kaliumantimonoxidtartrat (Brechweinstein), K[C4H2O6Sb(OH)2]·1/2H2O, wird durch Kochen einer Weinsteinlösung mit Antimon(III)-oxid erhalten.
Universal-Lexikon. 2012.